Ein Sommerabend im Stadion Hammer Park: Mit Sommerwetter, Hamburger und Schleswig- Holsteinischen sowie Norddeutschen Meisterschaften über 10.000 m! Aus sieben Leichtathletik-Verbänden (Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern & Schleswig-Holstein) waren Läufer:innen geladen, die Schnellsten über 25 Runden auf der 400m-Laufbahn zu ermitteln. Und sie kamen – mit 120 Wettkämpfer:innen in der Ergebnisliste gehört die Veranstaltung zu den großen ihrer Art in Deutschland. Und da keine 120 Teilnehmende sinnvoll gleichzeitig auf einer Laufbahn gegeneinander antreten können, war es nicht nur eine Nacht der Zehner, sondern mit sechs getrennten Starts auch noch ein Nachmittag, eine Dämmerung und ein Abend der Zehner.
Start des ersten Laufs war 16.30 Uhr bei 24° C – zum Laufen eigentlich zu warm – aber Wind brachte etwas Abkühlung. Qualifikationskriterium für den ersten Lauf: „10.000 m unter 60 Min. laufen können“ oder für Teilnehmende an den Meisterschaften Zugehörigkeit zu bestimmten Altersklassen. Der erste Lauf verlief – das war schon nach ein paar Runden abzusehen – deutlich flotter als die Ausschreibung vermuten ließ. Einmal mehr sehr auffallend: Der mehrfache Senioren-Rekordhalter Joachim Krüttgen (Hamburger Sportclub). Wegen Altersklasse M70 für Lauf 1 gemeldet, aber mit einer 5.000m-Durchgangszeit unter 22 Min. „zu schnell“ und nur wenig hinter vier teils deutlich Jüngeren (und vor 20 Langsameren!). Wie schon von ihm bekannt, lief er konstantes Tempo, wurde sogar noch schneller und lieferte in 44:00,90 Min. eines der sportlichen Highlights des Abends. Es war nämlich deutsche Jahresbestzeit seiner Altersklasse über 10.000 m (und ist bereits beim DLV als solche vermerkt). Damit wurde er zudem Hamburg-Schleswig-Holsteinischer und Norddeutscher Seniorenmeister. Und in der M75 wurde Harald Dittberner Erster und Meister seiner Altersklasse. Seine 52:00 ist keine Jahresbestzeit. Die liegt bei 51:00, wurde vor acht Tagen in Delmenhorst gelaufen und zwar von ihm selbst!
Lauf 2: Sub 43, Startschuss um 17.41 Uhr, etwas Wolken. Apropos „Schuss“: Die Pistole war ein ungewohnter Anblick. Statt der üblichen Platzpatronenpistole nutzte der DLV-Starter ein Elektronikgerät mit Blitzlicht und Verkabelung. Digitalisierung auch hier… Gesamtschnellster des zweiten Laufs: Sebastian Heider vom HT16 Triathlon Verein Hamburg (und damit sozusagen direkter Nachbar des Stadions) in 38:34,90. Auf Platz 14, aber Erster in der NDM-Wertung der Altersklasse M60: Peter Massny (TSV Neustadt in Holstein) in 41:35,60. Massny ist aktiver und „passiver“ Läufer gleichermaßen: Vor einer Woche hatte er noch den Neustädter Europalauf (mit-)organisiert. Vier Teilnehmer stiegen aus.
Lauf 3: Frauen, 18.33 Uhr, mit 16 Teilnehmerinnen. Deutlich vorne: Startnummer 94 Justyna Kwiatkowska von der TSG Bergedorf. Sie ging es mit zwei 1:31er Runden an, mit einer Zielzeit von sub 39. Das Feld zog sich weit auseinander. Sechs Altersklassen bis W65 waren am Start. Der Himmel wurde fast wolkenlos, aber die Sonne stand bereits tief. Kwiatkowskas Tempo brach ein, man konnte es auf der Großbildleinwand präzise mitlesen – zu den traditionellen menschlichen Rundenzähler:innen gab es zusätzlich eine elektronische Zeitmessung beim Rundendurchlauf – aber sie konnte den Sieg, NDM- und HH/SH-Meistertitel ungefährdet mit 40:56,40 ins Ziel bringen.
Lauf 4: Sub 38:30, 19.44 Uhr, Dämmerung, das Flutlicht ist eingeschaltet. Mit zunehmendem Tempo steigt der Adrenalinspiegel. Die Schnellsten des Laufes: Christian Thämlitz und Uwe Kleinschmidt, (beide TC FIKO Rostock), in 35:33,58 bzw. 35:44,31. Auf Platz 4 in 36:40,68 der Nachwuchs: Finn Langfeld (TSG Bergedorf) ist mit Jahrgang 2007 der jüngste Teilnehmende des Tages. In 37:28,09 wird Klaus Prieske (Spiridon-Club Bad Oldesloe) als Favorit norddeutscher Meister in der M60.
Lauf 5: Sub 36, 20.38 Uhr. Es wird langsam dunkel. Aber das Tempo und die Stimmung steigen. Christian Boohs (Startnummer 32, Braunschweiger Laufclub) und Andreas Spieß (Startnummer 31, LG Weserbergland) übernehmen als Duo die Führung. Zweite Runde in 1:16! Mit dem Dritten bilden sie das „Niedersachsen-Führungstrio“. Um 20.48 Uhr schieben sich dunkelgraue Wolken über den Hammer Park. Keinen stört es… Nach 9 Runden hat das Duo 100 m Vorsprung und ist auf 33 Min. Zielzeit-Tempo. Zur Halbzeit ein paar einzelne Regentropfen. Das Duo hat jetzt eine halbe Runde Vorsprung. Die Regentropfen hören wieder auf. Boohs kann sich deutlich absetzen und kommt in 33:04,86 deutliche 22 s vor Spieß ins Ziel.
Das Finale: 21.25 Uhr. 17 Läufer sind für den Elitelauf Sub 33 gemeldet. Favorit ist der Neuzugang des Hamburger Laufladen e.V. Abdelhadi Labali, welcher Ende Mai Erster beim Hamburg Track Grand Prix über 5.000 m in 14:16,47 wurde – und einer langen Pause und Vorgeschichte, die den Rahmen sprengen würde. Das Feld bleibt zunächst eng zusammen, wie immer beim Elitelauf, hier zählt schließlich Taktik. Vorneweg zunächst Simon Bong (LT Haspa Marathon Hamburg). Nach 4 Runden bildet sich vorne eine 7er Gruppe, dahinter eine Zweiergruppe mit Lennart Jordan, einem länger wenig gesehenen alten Bekannten der Hamburger Leichtathletik, dann eine Verfolgergruppe, angeführt von Jan Simon Hamann, ebenfalls einem „länger wenig gesehenen alten Bekannten“ (und deutschem Marathonmeister 2012). Nach 9 Runden wird aus der 7er eine 6er Gruppe.
Nach 11 Runden dann fast wie erwartet: Labali setzt sich leicht nach vorne ab. Nach 14 Runden überrundet die Spitzengruppe, mittlerweile nur noch zu dritt, und Labali vorne. Nach 15 Runden sind’s nur noch zwei: Labali und Gerrit Kröger. Labali weiter vorne und nach 18 Runden setzt er sich dann deutlich ab. Seine vorletzte Runde in 67 s – offensichtlich will er irgendwie noch unter 30 Minuten bleiben – und dann legt er sogar noch einen drauf: Letzte Runde in 61 s (!)… gewinnt den Norddeutschen und HH/SH Meistertitel deutlich, aber verfehlt in 30:06,59 die 30er Marke. Für seinen Verfolger Kröger sind die 30:41,46 aber dann persönliche Bestzeit! Hamann wird als 9. des Laufes in 31:52,79 Seniorenmeister der M35. Hannes Bergmann (HSG Universität Greifswald) in 32:21,23 Norddeutscher Meister der M40. Alle 17 im Ziel bleiben unter 33 Min.
Abschluss des Abends: Jede Menge Siegerehrungen im Flutlicht inkl. weiterer Norddeutscher Meistertitel in den Altersklassen (s. unten).
Gesamtsieger:innen
Männer
Frauen
Norddeutsche & Hamburger/Schleswig-Holsteinische Meisterschaften
Männer
Frauen
Seniorenmeister
M30 Abdelhadi Labali (MAR), Hamburger Laufladen e.V., 30:06,59 M35 Jan Simon Hamann, Hamburg Running, 31:52,79 M40 Hannes Bergmann, HSG Universität Greifswald, 32:21,23 M45 Christian Bode, LG Braunschweig, 37:25,24 M50 Thomas Schulz, TC Fiko Rostock, 38:37,75 M55 Volker Dattke, SCC Berlin, 37:43,23 M60 Klaus Prieske, Spiridon-Club Bad Oldesloe, 37:28,09 M65 Peter Massny, TSV Neustadt, 41:35,63 M70 Joachim Krüttgen, Hamburger Sportclub 44:00,49 M75 Harald Dittberner, ATS Buntentor Bremen 52:00,47
Seniorenmeisterinnen
W35 Justyna Kwiatkowska, TSG Bergedorf, 40:56,40 W40 Berith Sauerzweig, Hamburg Running, 42:51,36 W45 Christine Dörscher, Lauftreffverein Kiel-Ost, 43:54,58 W65 Silke Gielen, SV Grün-Weiss Harburg, 50:04,56
Männer Seniorenmeister
M30, M35, M60, M65 und M70 identisch mit denen der Norddeutschen Meisterschaften, s.o. M40 Oliver Spier, Hamburger Sportclub, 36:14,57 M55 Mathias Langer, Hamburger Laufladen, 38:46,61 M75 Udo Philipp, ATSV Stockelsdorf, 56:15,21
Frauen Seniorenmeisterinnen
(alle Titel (W35, W40, W45, W65) identisch mit denen der Norddeutschen Meisterschaften, s.o.)
Zu den vollständigen Ergebnislisten: